Der Marathon – eine Distanz von genau 42,195 Kilometern – gilt seit jeher als ultimative Herausforderung für Ausdauerläufer. Die Weltrekorde in dieser prestigeträchtigen Disziplin spiegeln die Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit wider und haben im Laufe der Jahrzehnte eine faszinierende Entwicklung genommen.

Aktuelle Weltrekorde: Immer näher an der Zwei-Stunden-Marke
Marathon Weltrekord der Männer
Der aktuelle Marathon Weltrekord der Männer liegt bei 2:00:35 Stunden und wurde vom kenianischen Läufer Kelvin Kiptum im Oktober 2023 beim Chicago-Marathon aufgestellt. Mit dieser beeindruckenden Zeit durchbrach er die Marke seines Landsmanns Eliud Kipchoge (2:01:09), die dieser nur ein Jahr zuvor beim Berlin-Marathon 2022 erzielt hatte. Tragischerweise kam Kiptum im Februar 2024 bei einem Verkehrsunfall im Alter von nur 24 Jahren ums Leben – ein schwerer Verlust für die Laufwelt.
Die Top-Zeiten der männlichen Marathonläufer:
- Kelvin Kiptum (Kenia): 2:00:35 (Chicago 2023)
- Eliud Kipchoge (Kenia): 2:01:09 (Berlin 2022)
- Kenenisa Bekele (Äthiopien): 2:01:41 (Berlin 2019)
- Birhanu Legese (Äthiopien): 2:02:48 (Berlin 2019)
- Mosinet Geremew (Äthiopien): 2:02:55 (London 2019)
Marathon Weltrekord der Frauen
Bei den Frauen wurde der Marathon Weltrekord erst kürzlich gebrochen: Ruth Chepnegetich aus Kenia lief am 13. Oktober 2024 beim Chicago-Marathon eine Zeit von 2:09:52 Stunden und unterschritt damit als erste Frau überhaupt die 2:10-Stunden-Marke. Sie löste damit die Äthiopierin Tigst Assefa ab, die 2023 beim Berlin-Marathon mit 2:11:53 einen Meilenstein gesetzt hatte.
Die World Athletics (ehemals IAAF) unterscheidet bei den Frauen zwischen zwei verschiedenen Weltrekordkategorien:
- Gemischte Rennen (mit männlichen Läufern): 2:09:52 (Ruth Chepnegetich)
- Reine Frauenrennen (“Women Only”): 2:16:16 (Peres Jepchirchir, London 2024)
Die historische Entwicklung: Ein stetiger Fortschritt
Die Geschichte der Marathon-Weltrekorde ist geprägt von bemerkenswerten Verbesserungen. Während in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts Zeiten um die 2:40 Stunden als herausragend galten, hat sich die Bestmarke bei den Männern in den letzten 100 Jahren um etwa 40 Minuten verbessert.
Besonders auffällig ist die Entwicklung in jüngster Zeit:
- In den 1960er Jahren wurde erstmals die 2:10-Stunden-Marke unterschritten
- In den 1980er Jahren fiel die 2:08-Stunden-Marke
- 1998 lief Ronaldo da Costa als erster unter 2:07 Stunden
- 2003 übertraf Paul Tergat als erster die 2:05-Stunden-Marke
- 2008 lief Haile Gebrselassie erstmals unter 2:04 Stunden
- 2022/2023 näherten sich die Spitzenläufer der 2-Stunden-Marke
Bei den Frauen ist die Entwicklung nicht weniger beeindruckend. Lange Zeit galten Zeiten unter 2:30 Stunden als unerreichbar. Heute sind Spitzenläuferinnen regelmäßig mehr als 20 Minuten schneller.
Interessante Fakten rund um den Marathon-Weltrekord
- Späte Gleichberechtigung: Frauen durften erst ab 1984 offiziell an olympischen Marathonläufen teilnehmen
- Schnellste Strecken: Die Marathonstrecken in Berlin, London und Chicago gelten aufgrund ihrer flachen Profile als besonders rekordverdächtig
- Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Der Leistungsunterschied zwischen männlichen und weiblichen Spitzenläufern hat sich bei etwa 10 Prozent stabilisiert
- Altersrekord: Fauja Singh absolvierte im Alter von 100 Jahren den Toronto Waterfront Marathon 2011 und gilt damit als ältester Marathon-Finisher der Geschichte
- Schritte zum Ziel: Ein durchschnittlicher Marathonläufer benötigt etwa 35.000 Schritte, um die 42,195 Kilometer zurückzulegen
Die magische Zwei-Stunden-Marke: Inoffizielle Rekordversuche
Die Zwei-Stunden-Marke gilt als heiliger Gral des Marathonlaufs. Um diese bahnbrechende Grenze zu durchbrechen, wurden spezielle Events organisiert:
- Breaking2-Projekt (2017): Nike initiierte einen ersten Versuch mit Eliud Kipchoge, der in Monza (Italien) eine Zeit von 2:00:25 erreichte.
- INEOS 1:59 Challenge (2019): Kipchoge schaffte in Wien mit 1:59:40 als erster Mensch einen Marathon unter zwei Stunden. Diese Zeit wird jedoch nicht als offizieller Weltrekord anerkannt, da spezielle Bedingungen herrschten:
- Rotierende Pacemacher in aerodynamischer Formation
- Getränkeversorgung vom Fahrrad aus
- Spezielle Streckenführung ohne Wettkampfcharakter
Diese Leistung wurde dennoch von Guinness World Records als “Fastest marathon distance (male)” und “First marathon distance run under two hours” anerkannt.
Warum laufen Männer schneller als Frauen?
Die Unterschiede in den Bestzeiten zwischen Männern und Frauen lassen sich physiologisch erklären:
- Männer haben durchschnittlich eine höhere Muskelmasse und Kraft
- Die Lungenkapazität ist bei Männern in der Regel größer
- Das männliche Herz-Kreislauf-System kann pro Herzschlag mehr Sauerstoff transportieren
- Hormonelle Unterschiede beeinflussen die aerobe Leistungsfähigkeit
Dennoch haben sich die Leistungsunterschiede in den letzten Jahrzehnten verringert. In den 1980er Jahren betrug die Differenz noch etwa 15-20 Prozent, heute sind es nur noch rund 10 Prozent.
Die Zukunft der Marathon-Weltrekorde
Die Entwicklung der Weltrekorde wirft eine spannende Frage auf: Wie schnell kann ein Mensch einen Marathon laufen? Während die Zwei-Stunden-Marke bei den Männern unter Wettkampfbedingungen greifbar erscheint, könnten Frauen in den nächsten Jahren die 2:08-Stunden-Marke angreifen.
Faktoren, die zu weiteren Verbesserungen beitragen könnten:
- Optimierte Trainingsmethoden und Ernährungskonzepte
- Technologische Fortschritte bei Laufschuhen und Sportkleidung
- Bessere Streckenführungen und Wettkampforganisation
- Gezielte Talentförderung in Ländern mit Lauftradition
Der Marathon bleibt eine der faszinierendsten Disziplinen der Leichtathletik – ein Test der physischen und mentalen Grenzen des Menschen, bei dem die Jagd nach Rekorden weitergeht und uns immer wieder in Staunen versetzt.
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